Dominion im Test: Die Einsteiger-Bigbox (2024)

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Von: Sebastian Hamers

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Dominion im Test: Die Einsteiger-Bigbox (1)

Es gibt Spiele, die sind einfach unverwüstlich. Tetris etwa wird seit Jahrzehnten immer wieder neu aufgelegt und macht heute noch genauso viel Spaß wie im Jahr 1989, als es für den Siegeszug des Gameboys maßgeblich mitverantwortlich war. Ganz ähnlich verhält es sich mit Sid Meier’s Civilization. Der Strategiespielklassiker steht mittlerweile bereits in der sechsten Revision im Handel und kann nebenbei auf zahllose Erweiterungen verweisen. Doch nicht nur die Computerspiel-Welt darf auf solche Evergreens zurückblicken, sie finden sich ebenso in der Brettspiel-Szene. Zu diesen Dauerbrennern zählt zweifellos auch das Spiel des Jahres 2009: Dominion. Das Spiel hat sich seit der Erstveröffentlichung stetig weiterentwickelt und kommt mittlerweile auf eine zweistellige Zahl an Erweiterungen. Ein Ende ist nicht abzusehen.

Wenn ihr das Phänomen Dominion bisher verpasst habt, dann fällt der Neueinstieg heute vielleicht gar nicht so leicht. Reicht das Basisspiel zunächst aus? Welche Erweiterungen sollte ich mir noch zulegen? Im stationären Handel füllt die pralle Dominion-Palette oft allein ein ganzes Regal. Da fällt die Auswahl schwer. Eine gute Option ist da die neue Einsteiger-Bigbox. Sie enthält neben dem Grundspiel gleich drei Erweiterungen, ein paar besondere Promo-Karten sowie einen Jahreszugang für das Dominion-Onlinespiel.

Deckbau als Spielkonzept

Es lässt sich kaum verleugnen. Wie viele andere Spiele so ist auch Dominion von der großen Trading-Card-Welle der 90er Jahre inspiriert. Keine Sorge, Dominion-Spieler müssen kein Vermögen im Wert eines Neuwagens in die Hand nehmen. Booster-Pakete mit ungewissem Inhalt wie bei Magic: The Gathering gibt es nicht. Ebenso fällt das oftmals langwierige Zusammenstellen eines konkurrenzfähigen Decks vor Spielbeginn weg. Dominion hat das Erstellen des eigenen Decks gar selbst als eigenständiges Spielkonzept ausgemacht und wurde damit zu einem wichtigen Wegbereiter für eine moderne und beliebte Brettspiel-Mechanik: dem Deckbuilding.

Dominion zeigt das Deckbuilding in einer ziemlich puristischen Art und Weise. Die Spielbedingungen sind für alle Spieler gleich. Häufiges Problem: es wird eine ziemlich mächtige Karte in die Auslage gespült, der nächste Spieler in der Reihe kauft diese wichtige Karte und gewinnt damit das Spiel oder verschafft sich zumindest einen immensen Vorteil. Diese Gefahr besteht bei Dominion nicht, dank seiner klaren Struktur beim Aufbau.

Kreislauf der Karten

Jeder Spieler beginnt mit einem identischen Kartenstapel. Ihr habt zunächst lediglich Münzkarten sowie Gebäude auf der Hand. Mit den Münzen könnt ihr im Verlauf des Spiels auf dem Markt aktiv werden. Dort könnt ihr Aktionskarten erwerben und sie eurem Deck hinzufügen. Die Gebäude behindern euch zunächst nur. Sie erlauben euch keinerlei Aktionen und stocken auch eure Geldvorräte nicht auf. Während des Spiels sind die Gebäude vollkommen nutzlos, sie verstopfen lediglich das Deck. Am Spielende allerdings sind diese Gebäude Siegpunkte wert und auf die kommt es letztlich an.

In jedem Zug stehen euch fünf Karten zur Verfügung. Mit ihnen könnt ihr Aktionen durchführen oder neue Karten vom Markt erwerben. Neu gekaufte Karten wandern zunächst auf den Ablagestapel. Erst wenn der Nachziehstapel verbraucht wird, habt ihr eine Chance auf diese Karten zuzugreifen. Dann werden beide Stapel miteinander vermischt und als neuer Nachziehstapel bereitgestellt. Investierte Münzen zirkulieren damit ebenso wieder auf eure Hand. Alle gespielten Karten kommen irgendwann auf die Hand zurück.

Chancengleichheit auf dem Markt

Kommen wir kurz zurück zum Aufbau des Spiels. In der Tischmitte wird der Markt aufgebaut. Dieser besteht aus drei verschiedenen Kartenkategorien. Ihr könnt euer Geld für neues Geld ausgeben. Das klingt erstmal ziemlich verrückt. Für eine Goldkarte im Wert von drei Münzen müsst ihr sechs Münzen ausgeben. Kein guter Deal? Durchaus, denn das Goldstück könnt ihr durch den Kartenkreislauf immer wieder auf die Hand bekommen und mehrfach ausgeben. Da ihr in jeder Runde nur fünf Karten auf die Hand zieht, ist das Goldstück im Vergleich zur einfachen Kupfermünze natürlich besonders wertvoll.

Erwerben könnt ihr auch die Gebäude und Landstriche. Sie haben wie bereits erwähnt keine Funktion während des Spiels. Es handelt sich um reine Punktekarten, die das Deck langsamer machen. Die Schwierigkeit besteht darin, zum richtigen Zeitpunkt massiv Punktekarten zu erwerben. Beginnt ihr zu früh mit dem Kauf, wird euer Deck träge und zäh. Seid ihr hingegen zu langsam, habt ihr am Ende zu wenig Siegpunkte erworben und verliert das Spiel.

Aktionskarten mit verblüffenden Kombis

Die größte Gruppe auf dem Markt besteht aus den Aktionskarten. Mit dem nötigen Kleingeld könnt ihr die Karten kaufen und sie auf den eigenen Ablagestapel legen. Von dort aus kommen sie später auch wieder auf eure Hand. Schon vor dem Spiel müsst ihr euch gemeinsam darauf einigen, welche Aktionskarten im Spiel verfügbar sein sollen. In jedem Spiel liegen auf dem Markt stets zehn verschiedene Aktionskarten in mehrfacher Ausführung aus.

Das Regelwerk macht euch ein paar Vorschläge, welche Aktionskarten gut miteinander harmonieren. Prinzipiell könnt ihr aber eine beliebige Zusammenstellung wählen. Genau diese Freiheit macht Dominion zu einem extrem vielseitigen und abwechslungsreichen Spiel. Schon das Basisspiel beinhaltet 25 verschiedene Aktionskarten. Ihr habt also reichlich Material, um das Spiel immer wieder anders aufzubauen.

Riesiger Baukasten zum Experimentieren

Je nachdem wie ihr die Auslage gestaltet, ergeben sich neue spannende Kombinationen und Möglichkeiten. Wenn ihr euch für die Einsteiger-Bigbox entscheidet, erweitert ihr eure Optionen nochmals gewaltig. Dem dicken Paket liegen gleich drei Erweiterungen bei. Reiche Ernte, Die Gilden und Alchemisten bringen euch zusätzliche 38 Stapel mit Aktionskarten. Insgesamt erhaltet ihr satte 1.000 Spielkarten.

So vielfältig die Gestaltungsmöglichkeiten von Dominion sind, so überraschend einfach ist der Spielablauf selbst. In jeder Runde stehen euch zunächst fünf Handkarten zur Verfügung. Mit ihrer Hilfe dürft ihr genau eine Aktion durchführen und genau eine Karte aus der Auslage erwerben. Häufig wird es jedoch nicht dabei bleiben. Einige Karten stocken das Kontingent ordentlich auf. Mit teilweise verblüffenden Kombis stehen euch plötzlich reichlich Optionen offen.

Ein Spiel der vielen Möglichkeiten

Mit den richtigen Karten könnt ihr nun mehr Karten kaufen und auch mehr als eine Aktion durchführen. Ebenso dürft ihr manchmal auch weitere Karten vom Nachziehstapel ziehen und sie in eurem Zug verwenden. Egal wie viele Karten letztlich ihren Effekt erwirkt haben, am Ende des Zugs werden sämtliche Karten auf den Ablagestapel gelegt. Ihr könnt weder Karten noch irgendwelche Geldwerte mit in die nächste Runde nehmen. Das führt zu einem schnellen Kartendurchlauf und das Spiel bleibt sehr dynamisch.

Vielleicht mag bei euch nun der Verdacht aufkommen, dass sich Dominion doch ein wenig zu solitärmäßig spielt. Diese Befürchtung hatte ich nach dem Lesen der Regeln auch, wurde aber schon bald eines Besseren belehrt. Der Grad der Interaktion hängt von der Wahl der Aktionskarten ab, die sich im Spiel befinden. Schon im Basisspiel befinden sich einige Karten, mit denen ihr sehr wohl Einfluss auf den Fortschritt der Mitspieler nehmen könnt.

Kein Multiplayer-Solitär

Beispielhaft dafür stehen die Fluchkarten, die ihr ins Deck der Mitspieler befördern könnt. Sie bringen nicht nur am Spielende den Abzug von einem Siegpunkt ein, sondern verstopfen zusätzlich auch das Deck. So könnt ihr den Fortschritt der Mitspieler ordentlich sabotieren. Im Spiel befinden sich aber noch viele andere Aktionen, mit denen ihr Einfluss auf die anderen Spieler nehmen könnt. Je nachdem wie ihr den Aufbau des Spiels gestaltet, könnt ihr den Interaktions- und Ärgerfaktor nach Belieben anpassen.

Das Spiel endet, sobald der Stapel mit der wertvollsten Punktekarte komplett aufgekauft oder aber drei beliebige Stapel auf dem Markt aufgebraucht wurden. Eine Partie Dominion spielt sich recht zügig. Selten wird die Spieldauer von einer halben Stunde überschritten. Das ändert sich auch durch die Zunahme der Erweiterungen nicht. Eine Partie wächst auch dann nicht zu einem unüberschaubaren Monstrum an, wenn ihr über viele Addons verfügt. Weiterhin liegen pro Partie immer nur zehn verschiedene Aktionskarten aus. Ihr habt lediglich mehr Auswahl, das Spiel nochmals anders zu gestalten.

Dominion immer wieder neu erleben

Mit der Einsteiger-Bigbox bekommt ihr das Basisspiel und drei Erweiterungen. Mit dieser üppigen Ausstattung könnt ihr das Spiel auf lange Zeit spannend und abwechslungsreich gestalten. Ausbaumöglichkeiten gibt es aber dennoch reichlich. Schlaue Köpfe haben bereits die Rechenschieber betätigt. Wenn ihr alle Erweiterungen erwerbt, gehen die Gestaltungsmöglichkeiten in den Trillionen-Bereich.

Für das Erste sollte die Einsteiger-Bigbox aber schon vollkommen ausreichen. Das Paket könnt ihr im Handel für etwa 80€ erwerben. Das normale Basisspiel ist natürlich auch weiterhin verfügbar und kostet nur die Hälfte. Dennoch ist das große Paket eine lohnende Anschaffung, da der Einzelkauf aller Bestandteile doch deutlich kostspieliger ist.

Pros

Cons

Fazit

Wenn ihr Dominion bislang verpasst habt, bekommt ihr mit der Einsteiger-Bigbox jetzt eine gute Gelegenheit, dieses Spiel nachzuholen. Eigentlich gehört Dominion in jede Spielesammlung. Nicht ohne Grund wird jedes Jahr eine neue Erweiterung nachgeschoben. Dominion hat auch zehn Jahre nach der Erstveröffentlichung nichts von seiner Strahlkraft verloren. Das Spiel kann mit vielen Pluspunkten wuchern. Dazu zählt natürlich insbesondere die große Vielfalt, die Dominion bietet. Ihr könnt das Spiel immer wieder neu gestalten und anders erleben. Gerade wenn ihr tatsächlich zur Bigbox greift, könnt ihr aus einem üppigen Kartenfundus schöpfen. Doch auch das Spiel selbst überzeugt. Die Regeln sind so einfach und klar, trotzdem hat das Spiel einen hohen taktischen Anspruch. Die Ausgangslage ist für alle Spieler gleich. Ebenso stehen allen Spielern die gleichen Karten zur Erweiterung des eigenen Decks zur Verfügung. Das hält den Glücksfaktor angenehm niedrig. Gibt es Anlass zur Kritik? Einige Kartensätze harmonieren vielleicht nicht ganz so gut zusammen wie andere. Das kann mitunter vorkommen, wenn ihr das Spiel nach dem Zufallsprinzip aufbaut. Zum Glück ist die Dominion-Community sehr aktiv. Im Netz findet ihr zahlreiche Hilfestellungen, um das Spiel passend aufzubauen. Mit einem guten Händchen und etwas Übung bekommt ihr aber auch selbst schnell den Bogen raus. Bald baut ihr euer Spiel ganz nach euren Vorstellungen auf. Möglichkeiten zum Experimentieren bietet Dominion reichlich. So schnell wird es euch wohl nicht langweilig. Zumal die nächste Erweiterung auch bestimmt auch schon auf euch wartet.

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